– und Weiteres – Die Musik

Die Musik

Wie viele, die ein Klavier zu Hause hatten, habe ich Unterricht „genossen“. Frau Burlage, geborene Czerny unterrichtete mich vom 5. bis zum 12. Lebensjahr. Sie machte ihrem Geburtsnamen alle Ehre und nachdem ich zuletzt fast ein ganzes Jahr nur die Fingerübungen ihres Vorfahrens spielen durfte, beendigte ich die Versuche. – Freude hatte ich schon an der Musik. Der Blockflötenunterricht in der gesamten Quinta war locker und nachhaltig. Davon später.

 Der Dixie-Jazz

Johannes Wahmhoff (Jo), eine Klasse über mir wollte eine Dixieland Jazzband gründen. Er war als Trompeter auch geschaffen dazu. In der Klasse neben mir saß Hugo (Klaus) Wegener, der schon früh Klarinette blasen konnte. Einmal in unserer Klasse traf er auf mich mit den Worten: Ludwig, du spielst doch Klavier, dann kannst Du auch in der Band Kontrabass spielen. (Oder hat er mich gefragt, weil er meine Schwester Mechtild mochte und er so – wir übten häufiger bei uns Hause- häufiger in ihrer Nähe war.) Nichts „einfacher“ als Kontrabass spielen. Studienrat Schricker hatte einen Bass übrig, den er mir zur Verfügung stellte. Mit Heftpflaster wurden die Töne markiert und den Grundton der Harmonien schaffte ich bald. Jo hatte seinen Klassenkameraden Heinz Basties für die Posaune bestimmt und unseren Klassenkameraden Oskar Schmitz für das Schlagzeug, das natürlich aus Pril-Tonnen etc. bestand – zunächst. Oskar war noch weniger strebsam als ich, hatte somit so schlechte Noten, dass er von seinen Eltern aus der Band genommen wurde. „Schlagzeug ist wichtiger als Bass.“ Meinte Jo und so wurde ich Schlagzeuger. Das Schlagzeug wurde aufgewertet mit einer Trommel, aus Feuerwehrbeständen, die mit vier seitlich angebrachten Rundstäben auf die richtige Höhe gebracht wurde. Ein drehbarer Küchenstuhl war zu Hause gerade ausgemustert worden, ein Becken konnte von einer alten Schülerband, die sich aus Abitursgründen aufgelöst hatte, erworben werden. Jos Vater war Werkzeugmacher, der für das Becken einen Ständer baute und auch einen Ständer für eine neue Trommel, die wir uns (oder ich mir, ich weiß es nicht mehr) leisteten, was dann die Feuerwehrtrommel zum TomTom degradierte oder avancierte, wie man es sehen möchte. Die alte Schülerband hatte auch noch eine Dicke Trommel zu verscherbeln, auf dass das Schlagzeug komplett wurde und wir endlich auch eine Fläche hatten, auf die wir unseren tollen Namen schreiben konnten. „The Jammin´ Earthquakers“ Hat aber nicht lange gehalten – der Name. „The Lazy River Dixie Stompers“ waren wir dann bis zum Abitur. Heinz Basties wurde bald durch Krepof (Christoph) Gräfen abgelöst, der den Vorteil hatte nicht nur Klavier zu spielen, auch lernte er das Banjo und die Posaune recht schnell. Wenn Christoph nicht konnte, spielte „E“ (Eckhard Reims) Banjo, konnten beide, spielte „E“ E-Gitarre. Über „E“ und seinen Einfluss auf uns, was den Pop anbetrifft, später. Wer spielte nun Bass? Der Winni (Winfried) Lauer, auch Hahn genannt, wie viele aus der Band, besonders der Jo.

Wir waren „so“ gut, dass wir auch einmal den dritten Preis beim Jazzfestival in Dinslaken gewannen. Es muss allerdings erwähnt werden, dass in der Sparte Dixieland nur drei Bands antraten.

Pop und Tanzmusik

Nun war mit Jazz keine Kohle zu machen. Ich erinnere mich an einen Auftritt, bei dem die Hörer in den Pausen die Musikbox anschalteten, dann aber so viel Geld nachwarfen, dass wir nicht mehr spielen brauchten oder konnten. E interessierte sich schon zunehmend für den aufkommenden Popp, so dass wir bald auch einmal Pop und Rock spielten. Da machte sich gut, dass Krepof sich eine Philicorda, ich glaube, so hieß das portable Tasteninstrument, zulegte und Hugo auf ein Tenorsax gespart hatte. Mit dieser Besetzung waren wir in Tanzschulen und bei Feuerwehrbällen etc. gern gesehen. Diese Formation „The Lazies“ hatte auch einige Auftritte bei der „Brücke“, die damals im nördlichen Ruhrgebiet mit vielen Bands von einem Kaplan Hogeveen organisiert wurden, um den (rebellischen) Jugendlichen etwas Gutes zu tun. Bei den „Brücke“-Auftritten allerdings kamen unsere frisch eingeübten Beatles zu Anwendung. Die Texte hatte sich E bei meiner lieben Gaby, die alle Beatlesplatten hatte und die Texte herausschrieb, besorgt. So waren wir auch eine „Beatband“. Da Winni uns die Freude machte, zu uns (Hugo und mir) von oben in die Klasse zu kommen, konnten wir noch ein Jahr länger diese erfolgreichen Formationen weiterführen.

Jazz goes Barock

Jacques Loussier mit seinen verjazzten Barockimprovisationen wurde in den 65ern bekannt. In der Barockmusik hatte Bembam oder Bembchen (Bertram) Schwiertz durch seinen Vater, der Kantor war, eine gestrenge Ausbildung genossen und so wagten wir uns unter Bertrams Führung in diese Musikrichtung. Wir fanden es toll und nicht nur wir. Da nun Krepof das Abitur bestanden hatte, übernahm Bertram seinen Platz in der Band. Bertram war so gut, dass er für die Feier zum Schulwechsel,- unser Zweig wurde ausgegliedert ans „Ottonaeum“ (ehemalige Volksschule an der Ottostraße – ein „Oratorium“ schrieb, das einen „verhonepiepelnden“ Rückblick auf unsere Zeit am Leibniz Gymnasium zum Inhalt hatte. An den letzten Tag dort denken wir gerne, da wir unsere Jazz goes Borock- Interpretationen mit Cembalo und großer Orgel in der Aula zur Aufführung brachten. Improvisationen zum Pachelbel-Kanon waren der Renner.

Man kann sich vorstellen, dass die Schule für uns nicht an der ersten Stelle stand, was sich zumindest bei mir auch in den Noten wiederspiegelte.

Jazztreffen

Hahn Jo und Hahn Winni gründeten später in Bonn eine Dixilandband, die bezeichnenderweise „The Roosters“ hieß. Ich musste mich fürs Studium ordentlich bemühen und hatte deshalb keine Lust Jazz zu betreiben. Hugo war so gut, dass er mit semiprofessionellen Bands spielte. In meiner Assistenzarztzeit wir hatten wegen unserer beiden Töchter – und ein drittes Kind war unterwegs – ein Haus gemietet und so begannen wir mit unseren Jazztreffen. Das erste fand im Juni 1979 statt, während meine liebe Gabe mit vorzeitigen Wehen in die Klinik musste. Und bald danach war Philipp geboren. In Marburg konnten wir das Treffen noch einmal wiederholen. In Zürich mussten wir pausieren.

Nach Herne gezogen, bauten wir eine alte Schmiede um, damit für die Jazztreffen genügend Platz war und für die Ausstellung der Skulpturen und Gemälde von Jacques Riousse, dazu aber ein besonderes Kapitel. Aus in Duisburg Marxloh, wohin wir in das Haus meiner Eltern zogen, konnten wir die Jazztreffen relativ regelmäßig durchführen.

Ein rudimentäres Treffen hatten wir dann zum 50. Jahrestag unseres Abiturs am 7.7.2017. Hugo, Bertram, Winni und ich schafften noch ganz passabel einige Stücke.

Gitarre und Synthesizer

Irgendwie musste man sich in der Studienzeit trösten, was mir an sich ganz gut mit der Gitarre gelang. Ein Paar Griffe hatte mir Jo schon in früher gezeigt. Einige Songs habe ich dann auch begleitet und Lieder von Wolf Biermann zum „Besten“ gegeben.

Aber was mich massiv interessiert hat war die elektronische Erzeugung von Tönen. Meine liebe Gaby schenkte mir im Studium die Elektronikbaukasten von Kosmos, mit den man schon allerlei Töne erzeugen konnte. Die ersten Synthesizer kamen auf und waren unerschwinglich teuer (Moog). In der Elektronikzeitschrift „Elektor“ gab es Beitrage zu einem „Formant“ Synthesizer, den man hätte selber bauen können. Das habe ich mich nicht getraut, aber auch nicht die Zeit gehabt. Ein gewisser Herr Baumann (Bauman Musik Elektronik) verlötete dann die Elektronik in Modulen, die dann recht einfach auf Platinen zu löten waren. Er lieferte auch alles weitere Zubehör, so dass ich mir den ersten modularen Synthesizer bauen konnte. Der hatte seinen Platz auf einem Fender Rhodes, den ich von den eingesparten Zigaretten erstehen konnte. In der Assistentenzeit kam ein Polysix von Korg dazu, so dass ich meine „Abschiedsvorlesung“ an der Marburger Frauenklinik „über die Entstehung von Tönen, Klängen und Geräuschen“ halten konnte.

Das Ganze hat mich bis heute nicht losgelassen, bereichert um die Weisheit, dass auch ein neues Instrument keinen besseren Musiker im Gepäck hat.

Musik und Kinder

Mit ein wenig der elterlichen Gene – Gaby hat Blockflöte gespielt – und der permanenten Konfrontation mit Musik im Haus, der Möglichkeit es selbst auch immer ausprobieren zu können, hat Julia Klavier, Flöte und Saxophon, Caroline Cembalo und Philipp Blockflöte und Klavier gelernt. Leichte „Holländische Tänze“ konnten wir im Trio spielen. Philipp lernte sehr schnell die vierte Stimme des Quartetts. Er war so angefressen von seinen Instrumenten, dass es eine Freude war. Er musste nicht zum Üben angehalten werden, manches Mal eher gebremst werden. So hat er auch zunächst die Blockflöten bei Dorothee Oberlinger in Köln und dann Cembalo bei Christian Rieger studiert. Philipps „Band“ heißt „Amarilli -Ensemble für alte und neue Musik“. Mehr von ihrer Musik und von Philipps Kompositionen kann man auf den Seite https://www.amarilli.de/ und www.eusono.de lesen und hören. Nun sind die Enkelkinder dran und machen es schon sehr ordentlich.

Beethoven goes Techno

Abschließend möchte ich noch dem Leser einen Gag nicht vorenthalten. Nun hat die sogenannte E-Musik Unmassen an schöner Musik, schöner Melodien, die der U-Musikkonsument nie hören wird. Während der Blüte der Techno Musik dachte ich, es wäre vielleicht schön, einmal die Fünfte Symphonie von Beethoven so technomäßig zu verpacken. Wir konnten einen Bekannten von Caroline, der im Produzieren von Techno Ahnung hatte und Philipp gewinnen, so etwas einmal zu versuchen. Es ist ein schönes Stück geworden, aber Philipp, der ein Zwischenteil dazu komponierte, ließ sich nicht überzeugen, so etwas als zusätzliches Standbein weiterzuentwickeln.